Management invasiver Neophyten in den FFH-Gebieten Jenas – Öffentlichkeitsoffensive
Jena verfügt mit seinen Muschelkalkböden über äußerst artenreiche und seltene Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Berühmt sind vor allem die Orchideenbestände der Region auf mageren Trockenrasen. Das durch den Menschen hier eingeführte Orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis) oder auch die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) finden perfekte Bedingungen vor und breiten sich als konkurrenzstarke invasive Pflanzen flächendeckend aus. Ab einem gewissen Punkt werden dann durch Massenvorkommen einheimische Pflanzenarten verdrängt. Das Projekt hat die Eindämmung und Bekämpfung von invasiven Pflanzen in der Nähe der FFH-Schutzgebiete Jenas zum Ziel. Die Bestände werden, wie bereits im Vorgängerprojekt, aktiv mit Freiwilligen oder auch Dritten entfernt. Auch soll via Öffentlichkeitsarbeit eine Sensibilisierung und Mobilisierung der Bevölkerung stattfinden, damit ein Handeln gegenüber invasiven Neophyten im privaten, sowie beruflichen stattfindet.

Projektziele
Ziel des Projektes besteht darin, gemeinsam mit den beteiligten Akteuren (Freiwillige, Landwirtschaftliche Betriebe, Behörden, …) die Ausbreitung der invasiven Neophyten in FFH-Lebensräumen im Stadtgebiet von Jena zu verhindern und bereits bestehende Bestände zurückzudrängen. Dabei liegt der Fokus auf der Verbesserung der Erhaltungszustände von Lebensraumtypen (Trockenrasen, extensive Mähwiesen etc.) und FFH-Arten des Offenlandes. Darüber hinaus sollen im Rahmen einer Öffentlichkeitsoffensive gezielt verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Privatpersonen, Betrieben, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen genutzt werden. Perspektivisch möchten wir ein nachhaltiges Management von invasiven Pflanzen in der Gesellschaft zu etablieren.
Mehr Infos zu invasiven Neophyten
Definitionsgemäß sind Neophyten Pflanzen, die durch den Menschen nach „Entdeckung der neuen Welt‟ durch Kolumbus im 15. Jahrhundert in unsere Region verschleppt worden sind. Durch die Globalisierung nimmt der Zustrom dieser Pflanzen seit Jahren zu. Viele dieser Arten gehören mittlerweile zum heutigen Landschaftsbild dazu (z. B. Winterling, Sauer-Kirsche, Sonnenblume, usw.) und sind für die Natur völlig unproblematisch. In seltenen Fällen jedoch können sich neue Arten rasant ausbreiten, einheimische Arten verdrängen und negative Auswirkungen auf ganze Ökosysteme entfalten. Sie werden dann als invasive Neophyten bezeichnet. In Thüringen gibt es 262 etablierte Neophytenarten, von denen 17 als invasiv betrachtet werden – das entspricht einem Anteil von 6,5 %. In und um Jenas Naturschutzgebieten sind die häufigsten invasiven Neophyten das Orientalische Zackenschötchen, die Drüsenblättrige Kugeldistel und die Kanadische Goldrute.
Artensteckbriefe
Orientalisches Zackenschötchen | Kanadische Goldrute | Drüsenblättrige Kugeldistel | |
Bunias orientalis | Solidago canadensis | Echinops sphaerocephalus | |
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Größe | 40 – 150 cm hoch | 50 – 200 cm hoch | 60 – 180 cm hoch |
Standort | Sonnige, nährstoffreiche Böden, bevorzugt Wegränder, Brachen und Magerrasen | Sonnige bis halbschattige Standorte, bevorzugt feuchte bis trockene Böden, oft an Wegrändern und Brachen | Sonnige, trockene Standorte, bevorzugt auf kalkhaltigen Böden |
Merkmale | – Goldgelb blühende Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler – spitze, unregelmäßig gezähnte Blätter (bis zu 40 cm) – behaarte bis kahl und teilweise dunkel gefärbte Stängel – wurzelreiches Tiefwurzelsystem mit bis zu 160 cm langen Pfahlwurzeln | – Blüten: gelb, zahlreich, in pyramidenförmiger Rispe – Blätter lanzettlich, sitzend – behaarte Stängel (ähnlich aussehende Späte Goldrute mit Ausnahme des Blütenstands mit unbehaartem Stängel) | – mehrjährige, krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler – auffällige, kugelförmige, blau-violette Blütenstände – Blätter stachelig gezähnt, silbrig-grün – sehr beliebt bei Insekten, besonders bei Bienen und Schmetterlingen |
Schwierigkeiten | – problematisch auf Trockenrasen und in Naturschutzgebieten – Vermehrung über Samen und Wurzelausläufer | – starke Ausbreitung durch Rhizome und Samen – hohen Samenproduktion – dichte Bestände verdrängen heimische Vegetation verdrängt – verhindern der Ansiedlung einheimischer Pflanzenarten | – in Gärten wichtige Nektarquelle für Wildbienen und Schmetterlinge – Verdrängen von heimischen Pflanzen – dichte Wuchsform und starke Konkurrenzkraft führt zu lokalen Monokulturen |
Eine problembehaftete Sehenswürdigkeit
Eine Sonderstellung nehmen in Jena die Perückensträucher ein.
Die leuchtend roten Blätter der Perückensträucher (Cotinus coggygria) machen Jenas Trockenhänge im Herbst zu einem besonderen Anblick. Kein Wunder, dass sie viele Besucher anziehen – doch leider hat diese Schönheit ihren Preis.
Der ursprünglich nicht heimische Strauch breitet sich immer weiter auf den wertvollen Trockenkalkrasen aus und verdrängt dabei seltene, auf diesen kargen Lebensraum spezialisierte Pflanzenarten. Orchideen, Enziane und andere typische Arten haben es zunehmend schwer, sich gegen die konkurrenzstarken Sträucher zu behaupten.
Als invasiver Neophyt verändert der Perückenstrauch nicht nur das Landschaftsbild, sondern bedroht auch die biologische Vielfalt. Daher sind gezielte Maßnahmen notwendig, um seine Ausbreitung zu begrenzen und die ursprüngliche Flora zu schützen.
Nur durch aktiven Naturschutz können wir verhindern, dass Jenas wertvolle Trockenrasenlandschaft weiter verloren geht – und gleichzeitig Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht jede schöne Pflanze auch eine gute ist.

Ansprechpartner:

Luis Wirsching
Projektmitarbeiter
„Management invasiver Neophyten in Jena“
Telefon: +49 36693 3609-89
Mobil: +49 1515 3977574
E-Mail: l.wirsching@rag-sh.de