Etwa 70 % aller Tierarten gehören zu den Insekten, die damit als artenreichste Tiergruppe ein wesentlicher Bestandteil der biologischen Vielfalt sind. In den vergangenen Jahrzehnten haben jedoch sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Häufigkeit drastisch abgenommen. Wesentliche Ursachen für das Insektensterben werden im großflächigen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, in der Veränderung und Fragmentierung der Lebensräume sowie in der Lichtverschmutzung gesehen. An dieser Stelle möchte das Verbundprojekt „Integrativer Insektenschutz – Aktionsnetzwerk Mitteldeutschland (INSEKTA)“ anknüpfen: 600 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche und 25 Hektar Siedlungsfläche sollen in den Projektgebieten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt insektenfreundlich (um-)gestaltet werden. Umgesetzt wird das Vorhaben von der Regionalen Aktionsgruppe Saale-Holzland e. V., dem Landschaftspflegeverband Westsachsen e. V. und dem Geo-Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ e. V.

Ziel ist es, bis zum Jahr 2028 die Individuendichte und die Artenvielfalt im Vorhabenraum signifikant zu erhöhen. Das Projekt möchte Reproduktions- und Nahrungshabitate für Insekten schaffen und/oder entwickeln sowie den ökologischen Verbund der bestehenden Lebensräume durch die Entwicklung von Trittsteinhabitaten verbessern. Dies geschieht im Agrarraum durch mehr als 13 verschiedene Maßnahmentypen, wie beispielsweise die Anlage von Ackerwildkrautschonstreifen, die Entwicklung artenreicher Säume oder die Wiederherstellung artenreicher Mähwiesen. Außerdem sollen als Alternative zu Mais-Monokulturen heimische Wildpflanzenmischungen für die Bioenergiegewinnung erprobt werden. Im Siedlungsbereich stehen unter anderem die Anlage, Restitution und Pflege von arten- und blütenreichenreichen Grünflächen im Fokus. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen im Agrar- und Siedlungsraum ist, dass bei ihrer Umsetzung das Saatgut autochthoner (also naturraumheimischer) Pflanzen verwendet wird. Nur diese können von den hier vorkommenden Insekten vollumfänglich als Nahrungs- und Lebensgrundlage genutzt werden. Deshalb soll im Rahmen des Projektes je Region ein neuer Produzent für gebietsheimisches Saatgut etabliert werden. Um außerdem die Störungen und die Mortalität durch Straßenbeleuchtung zu minimieren, will das Projekt den Anteil insektenfreundlicher Beleuchtung mittels intensiver Aufklärungs- und Beratungstätigkeit erhöhen.

 

Bluehender Saum und Hahnenfusz

Links: blühender Straßensaum (Foto: Markus Pfeifer), rechts: Käfer auf Hahnenfuß (Foto: Sebastian Bischoff)

Begleitet werden die Maßnahmen von einer umfangreichen Öffentlichkeitskampagne. Ziel hierbei ist die Bewusstseinsbildung und Initiierung eigenständigen insektenfreundlichen Handelns bei gesellschaftlichen Akteursgruppen und BürgerInnen. So sollen im Rahmen von INSEKTA verschiedene Beratungs-, Diskussions- und Bildungsangebote umgesetzt werden: Schul- und Jugendprojekte, die Ausbildung von InsektenbotschafterInnen sowie an alle Altersklassen gerichtete Workshops sind geplant, ferner aber auch Kolloquien und Fachtagungen. Der kulturelle Bereich wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Natur trifft Kultur“ bedient. Hierbei handelt es sich um Kulturabende, bei denen Natur durch die Brille des Künstlers betrachtet wird.

 

Kontakt:

Christine Teumer

Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland e. V.

Nickelsdorf 1, 07613 Crossen

Tel: +49 (0) 36693 2309-47

E-Mail: ch.teumer (at) rag-sh.de

 

Das Projekt INSEKTA wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Mitfinanziert wird das Projekt durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Thüringen, das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft Sachsen sowie das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt Sachsen-Anhalt.